
Mike Matusow, der als „The Mouth“ bekannte vierfache Bracelet-Gewinner, hat mit einem einzigen Social-Media-Post eine Diskussion losgetreten, die längst überfällig war. In einem Poll auf X fragte er seine fast 150.000 Follower, wie viele High Roller ihrer Meinung nach wirklich mit eigenem Geld spielen. Die Mehrheit – rund 70 % – glaubt: Die meisten sind backed oder verschuldet.Mike Matusow - "High Roller leben auf Pump"!
Für Matusow ist das keine Überraschung, sondern eine bittere Wahrheit, die er schon lange beobachtet. In seinen eigenen Worten: Viele dieser angeblich erfolgreichen Profis seien in Wahrheit „total losers“ und es sind nur deren Turniererfolge, die auf dem Papier glänzen. Das Hauptproblem: Die öffentlich sichtbaren Zahlen, wie sie etwa auf The Hendon Mob gelistet werden, sagen nichts über die Realität aus. Buy-ins, Reise- und Unterkunftskosten, aber vor allem der Verkauf von Turnieranteilen (Staking) bleiben komplett außen vor.Mike Matusow - "High Roller leben auf Pump"!
Matusow selbst gibt offen zu, dass er bei Buy-ins ab $10.000 regelmäßig 50% oder mehr seiner Action verkauft – nicht aus Schwäche, sondern aus Kalkül. Und er ist überzeugt, dass dies bei vielen seiner Kollegen Standard ist. Das führt dazu, dass die spektakulären Cashes, über die berichtet wird, für viele Spieler in Wahrheit kaum Profit oder sogar Nettoverluste bedeuten.Mike Matusow - "High Roller leben auf Pump"!
I just ask how fake the fake HR scene actually is cause is a fucking mirage! Where poker world actually believes their life time winnings are real! And by the way I’ve sold 50% of myself in every tourney I ever played 10k and above I don’t fake shit! Or lie to be some big shot! I… https://t.co/TiNHiraglS
— Mike Matusow(code:Mouth) (@themouthmatusow) July 21, 2025
Seine scharfe Kritik löste vor allem bei Shaun Deeb Widerspruch aus. Der frisch gekürte „WSOP Player of the Year“ wirft Matusow vor, frustriert und zynisch zu sein – woraufhin dieser mit gewohnt lauter Stimme zurückfeuert: „Du bist Teil des Problems.„
Matusow geht es aber nicht nur um persönliche Abrechnung. Er kritisiert ein System, das in seinen Augen junge Spieler in ein ungesundes Wettrüsten zieht. Viele würden sich verschulden, um mithalten zu können. Die High-Roller-Szene sei voller Schein und Illusion – ein Kartenhaus, das auf Pump und Hype gebaut sei.
Auch Daniel Negreanu hatte sich in der Vergangenheit ähnlich geäußert. In einem Interview erklärte er, dass viele der heutigen High Stakes-Pros über Jahre hinweg kaum Gewinne erzielen, obwohl sie Millionen an Turnier-Cashes vorweisen können. Sobald man aber Staking-Deals, Steuern und Spesen abzieht, bleibe oft nichts übrig – oder es entstehe sogar ein Verlustgeschäft.
Die Debatte ist nicht neu, doch Matusows drastische Wortwahl hat sie erneut auf die Tagesordnung gebracht. Und vielleicht ist das auch nötig. Denn während Poker-Streams, Ranking-Seiten und Social-Media-Posts den Traum vom großen Wurf verkaufen, bleibt die Frage: Wie viele dieser Träume sind eigentlich geliehen?