Las Vegas Blog 2025 – Woche 2 – Bubble, Billard und Bad Runs!

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Christin Maschmann (GER)

Dies ist mein einundzwanzigster Besuch in Las Vegas und ich habe über die Jahre viele Freunde gefunden, die hier leben. Eine Freundin, Tam, habe ich am Pokertisch im Horseshoe kennengelernt. Sie ist eine Billard-Spielerin und veranstaltet regelmäßig Turniere in Las Vegas. In Billard-Kreisen in Sin City ist sie sehr bekannt. Wir machten damals einen Deal, dass ich ihr mehr von der Pokerwelt zeige und im Gegenzug sollte ich Einblicke in die Billard-Welt bekommen. Das hatten wir bisher nicht geschafft und das sollte sich heute ändern.Las Vegas Blog 2025 – Woche 2 – Bubble, Billard und Bad Runs!

Ursprünglich hatte ich vor, das 9Ball-Turnier, das sie jeden Dienstag im Cue Club veranstaltet, mitzuspielen. Es kostet nur $20 und auch wenn ich gleich nach der ersten Runde ausscheiden würde, wäre dies ein spaßiges Erlebnis. Allerdings war ich am 8. Juli sehr beschäftigt mit Arbeit und ich hatte seit meiner Ankunft in Las Vegas massive Schlafprobleme. Also schaffte ich es nicht pünktlich zum Start um 20:00 Uhr zum Turnier. Aber ich saß etwas mit Tam und sah dem Turnier zu, bis ich nach zwei Stunden und zwei Bier den Heimweg antrat.Las Vegas Blog 2025 – Woche 2 – Bubble, Billard und Bad Runs!

Am nächsten Tag wurde es aufregend. Mein persönliches Highlight bei jedem WSOP-Main Event ist die Bubble. Der Tag 4 startete mit 15 off the money und ich war gleich von Anfang an da, um das wundervolle Chaos um die Bubble-Phase wie jedes Jahr mitzuerleben. Ich hatte erwartet, dass das Ganze weniger chaotisch ablaufen würde nach Einführung der WSOP+ App, aber dem war nicht so. Ich denke, dass es noch so wie immer abgewickelt wurde, mit einem Blick auf WSOP+ als doppeltem Netz, aber trotz allem wurde an einem Punkt ein Tisch übersehen, der ein All-in und Call hatte.

Ich erkläre den Prozess einmal kurz: Wenn noch ca. Fünf Spieler aus dem Turnier ausscheiden müssen, damit das WSOP Main Event im Geld ist, geht das Turnier in die Hand-for-Hand Phase. Das bedeutet, dass alle Tische gleichzeitig eine Hand ausspielen und erst dann die nächste Hand gespielt wird, wenn alle Tische durch sind. Dies passiert, um “Stalling” (Zeitverschwendung) an den Tischen zu vermeiden, wobei man hofft, dass andere Tische schneller spielen und Spieler so vor einem rausfliegen. Wann auch immer ein All-in und ein Call stattfindet, werden die Karten verdeckt gehalten und es wird gewartet, bis alle Tische durch sind, um zu sehen, ob es noch All-ins und Calls an anderen Tischen gibt. Dann beginnt der Zirkus: Alle Medienvertreter, die Kamera-Teams vom Stream, Turnierdirektoren, Securities bewegen sich im Pulk zum ersten Tisch. Die Hände werden offiziell gezeigt, Jack Effel von der WSOP liest über Mikrofon die Action und jeder versucht, die Emotionen am Tisch und im Raum in Video und Foto festzuhalten. Wenn es mehrere Tische gibt, bewegt sich der Zirkus zum nächsten Tisch und so läuft das ganze mehrfach durch, um herauszufinden, wer der “Bubble Boy” sein wird – die Person, die ausscheidet und kein Geld erhalten wird. Es ist unfassbar aufregend, Teil dieses Zirkus zu sein, denn hier werden Träume erfüllt und zerstört, Geschichten geschrieben, Tränen vergossen, Familienmitglieder angerufen. Es ist ein ganz besonderer Moment und ich liebe, dass ich jedes Jahr dabei sein kann – vielleicht auch mal irgendwann selbst als Spieler am Tisch… 

Die ganze Aufregung dauerte ungefähr zwei Stunden, glaube ich, und ich traf mich danach mit Sandra Naujoks zu einem Sightseeing-Spaziergang durch MGM-Casinos am Süd-Ende des Strips. Ich kenne mich hier gut aus, da ich meist in MGM-Hotels wohne und wir zogen vom New York New York und Park MGM durch das Excalibur und Luxor bis zum Mandalay Bay, nahmen dann die Tram wieder zurück und spazierten rüber zum MGM Grand, wo wir eine kleine Runde Cash Game spielten. Leider wieder nicht erfolgreich für mich: -$36.

Am 10. Juli traf ich meine Freundin Tam erneut, um ein wenig Billard zu üben, denn ich hatte mich entschieden, das Turnier am nächsten Dienstag mitzuspielen. Davor gab es noch lecker Ramen in einem japanischen Restaurant. Die Essensangebote in Las Vegas sind einfach unschlagbar. Während wir all dies taten, wurde meine Wäsche in einem Waschsalon nebenan für $24 gewaschen und ich konnte sie einfach danach abholen und zurück ins Hotel fahren.

Am Abend schlugen mir dann die Pokergötter in den Nacken. Ich hatte mich auf eine richtige Poker-Session gefreut mit dem Ziel, insgesamt 25 Stunden im MGM Grand (über mehrere Tage verteilt) zu spielen, denn dann bekommt man in der Woche drauf einen 2x Multiplier auf die Progressive Boni. Allerdings ging ich zerschmettert nach fast sieben Stunden Spiel ins Bett. Ich bin froh, dass ich mich nie mit vollem Stack einkaufe, denn ich verlor drei Stacks, bevor ich aufgab: -$475! Das tat weh! So sollte das nun so gar nicht laufen. Aber leider war ich a) kartentot, b) musste ich oft Hände aufgeben und c) mit Königen in Asse gelaufen. 

Nach etwas Ruhe in meinem Zimmer beschloss ich dann, die 25-Stunden Challenge aufzugeben. Ich habe einfach keine Poker-Bankroll und solche Sessions fressen in mein echtes Geld. So ist das alles nicht gedacht. Da ich ja nun eigentlich nicht vorgehabt hatte, nach Vegas zu reisen dieses Jahr, hatte ich mich nicht um den Aufbau einer Bankroll gekümmert und das ist natürlich ein Fehler, dann so an die Tische zu gehen. Ich werde noch ein paar Sessions spielen, bis ich Vegas wieder verlasse, aber ich werde es ruhiger angehen lassen und mich nicht mit Challenges in irgendeiner Form selbst pushen.

Am 11. Juli gönnte ich mir etwas Ruhe und arbeitete durch meine To-Do Listen, bevor ich am 12. Juli wieder ins Ahern Hotel zog. Auch hier fokussierte ich mich auf Arbeit und Ruhe-Schöpfen. Dies wurde extra verstärkt durch die seltsamen rosa Fenster im Hotel, die teilweise für postapokalyptische Stimmung sorgten.

Am 13. Juli wollte ich dann endlich eine Runde Omaha8 spielen. Dies ist meine zweitliebste Variante und sie wird praktisch eigentlich nur im Orleans Casino angeboten. Ich mag das Casino nicht, weil es dreckig und voller grummeliger alter Leute ist. Und genau so war es auch an diesem Tag. Ich musste eine Weile auf meinen Platz am Tisch warten und fragte fast direkt nach einem Tisch-Wechsel, weil neben mir ein zerrupfter alter Ami saß mit langen grauen fettigen Haaren, der die ganze Zeit vor sich hin grummelte und seufzte. Außerdem baute er seine Chips zu weit nach links, so dass sie meine Bewegung einschränken, wenn ich die Karten ansehen wollte. Aber nicht mit mir. Ich schaute in meine vier Karten und stoß AUS VERSEHEN einen seiner Chipstacks um, sagte fünf Mal “Sorry!” und grinste zufrieden in mich hinein.

Am neuen Tisch war es auch nicht viel besser. Eine alte Dame zu meiner Rechten war auch nur am Schimpfen über jede Hand, die sie gedealt bekam, ein Spieler fragte ständig, wann ein neuer Dealer kommt, weil der gerade „unlucky“ war, ein weiterer Spieler achtete auf jedes Detail, was die Dealer taten und verbesserte deren Shuffles und korrigierte deren Rake-Berechnungen (er lag nie richtig). Ich wollte am liebsten laut in den Raum schreien, dass doch alle verdammtnochmal klarkommen sollen und froh darüber sein sollen, was sie hier haben. Stattdessen verlor ich nach 3,5 Stunden Spiel auch hier meinen $100 Stack und wurde genauso grummelig auf meinem Weg zurück ins Hotel. 

Den 14. Juli verbrachte ich im Hotel mit Arbeit und Entspannung und ich freue mich auf meine letzten paar Tage in Las Vegas, vor allem darauf, Eindrücke vom WSOP Final Table zu bekommen, mein erstes Billard-Turnier meines Lebens zu spielen und erfolgreiche letzte Poker-Sessions zu spielen! Wünscht mir Glück!

Cash Games: -$680
Turniere: $0
Poker Comps: +$36

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